Unser neues Projekt
Was wir bisher gemacht haben lesen Sie unten, außerdem eine Zusammenfassung von Juni 2017. Weitere Texte und Berichte folgen.
1968: Volkstrauertag erregt die Gemüter in Neustadt
Ungewollte Aufmerksamkeit erregte dabei Hans Quittkat am Volkstrauertag 1968. Der damalige Realschullehrer war von seinem Schulleiter gebeten worden, einen Beitrag zur Feier beizusteuern. Einem kurzen Bericht in der „Leine-Zeitung“ folgten erregte Leserbriefe. Dass er einen „saloppen“ oder gar „roten Anorak“ bei dieser Feier trug wurde ihm vorgeworfen, und dass er von „dreckigen Toten“ gesprochen habe. Die Sache gewann eine unglaubliche Dynamik und führte auch zu einer Diskussionsveranstaltung mit mehreren hundert Teilnehmern. Auch ein Jahr später wurde noch darauf zurückgegriffen.
Die Geschichtswerkstatt Neustadt ist dem angeblichen Skandal im Rahmen des Projektes „Jugend und kultureller Wandel nach 1945“ nachgegangen. Wir haben tief gegraben und hier die Ereignisse detailliert dokumentiert.
Ende November vor 50 Jahren wurde auch das Mahnmal auf dem Neustädter Judenfriedhof eingeweiht. Ein besonderes Ereignis, über das „Leine-Zeitung“ und „Neue Presse“ berichteten. Da konnten Hans Quittkat und Kritiker wie der Bürgermeister Temps schon wieder miteinander sprechen.
01. 1968 in der Provinz 02. Die Chronik eines Skandals
03. Hans Quittkat – zur Person
Eine Kindheit in Neustadt (1950er Jahre)
Heinrich Hahn, geboren 1940 in Ostpreußen, kam nach 1945 nach Neustadt und ging bis 1955 hier zur Schule. In seinen Erinnerungen beschreibt er seinen „Weg zum Jazz“
Eine Kindheit in Neustadt (1960er Jahre)
Wolfgangs Risse Erinnerungen an eine Kindheit in Neustadt nach 1945. Alleine draußen spielen, mit dem, was da war; Konkurrenz rechts und links der Eisenbahn; Besatzungssoldaten und ihre fremde Musik, Comichefte; selbst Musik machen, selbst Politikmachen, … Vieles, was Risse zusammengetragen hat, gilt auch für andere. Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Erinnerungen, Bilder und andere Dokumente zusammentragen und der Geschichtswerkstatt zur Verfügung stellen. Hans-Heinrich Bückmann, Telefon (05032) 6 38 03, eMail info@neustadt-geschichte.de
Dete Klamann. Eine Jugend mit Musik zwischen Tradition und Aufbruch
Geboren 1950 hat Detlef Dete Klamann ein Leben mit der Musik verbracht und ist bis heute aktiv. Er berichtet über seine musikalischen Anfänge, Bands, Auftrittsorte, wie man miteinander umging …
1966 im Spielmannszug des TSV
Die „Meeks“ im „Brauhaus“
Erinnerungen von Gisela Dehaye
Geboren 1946, Kindheit in den 1950ern und hineingewachsen in die neuen Jugendkulturen der 1960er: Gisela Dehaye erinnert sich …
Auftritte der Sovereigns (1960er Jahre)
Die von Günter Wiepking für die Sovereigs zusammengestellte Auftrittsliste ist beispielhaft für die Beatkultur der 1960er Jahre in unserer Region. Und sie ist ein Ansatzpunkt für weitere Recherchen. Ãœber die Popularität dieser Band hinaus zeigt sie, dass es eine Vielzahl von Auftrittsorten gab, die fast an jedem Wochenende mit Livemusik regionaler Amateurbands zum Anlaufpunkt vieler Jugendlicher wurden. Viele Orte fehlen noch, z.B. „Die blaue Maus“ in Rodewald oder„Francos Disco“ in Welze. In Bolsehle soll es sogar regelmäßige Livemusikabende in einem privaten Bauernhaus gegeben haben.
Was haben die jugendlichen BesucherInnen mit dieses Orten und Veranstaltungen verbunden?
Zeitzeugen wollen mitarbeiten
Ein gelungener Abend war der Historische Salon am 4. Mai, mit vielen Erinnerungen, Dokumenten und dem Willen vieler BesucherInnen, Material für eine Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen.
Mehr als 30 Personen hatten den Weg in den alten Sitzungssaal im Ratskeller gefunden. Aus dem 1 1/2-stündigen Vortrag von Hans-H. Bückmann und Hubert Brieden wurde deutlich: Die 1980er und 90er Bewegungen wurden von den Aktiven selbst gut dokumentiert, für die 1950er und 1960er, z. T. die 1970 Jahre fehlen Dokumente, Fotos und Berichte.
Besucher aus der Zeit der Beatgeneration kündigten an, ihre Sammlungen durch zu suchen, um Material zur Verfügung zu stellen. Auch wolle man im Bekanntenkreis auf das Projekt aufmerksam machen. Einige Interviews sind verabredet worden.
Erstaunt waren die Anwesenden über ein ablehnendes Antwortschreiben des damaligen Stadtdirektors im Jahre 1988 an eine Mutter, die vergeblich für ihren 4 jährigen Sohn eine Kitaplatz suchte. Aus der Angelegenheit ist auf öffentlichen Druck der Stadtelternrat KITA hervorgegangen. Ein weiterer Baustein für die geplante Dokumentation.
Viele äußerten den Wunsch, den alltäglichen Anpassungsdruck bei „abweichenden Verhalten“ oder Meinungsäußerungen noch stärker herauszuarbeiten und schilderten eigene Erlebnisse aus allen Jahrzehnten. Dem Wunsch soll bei den Arbeitstreffen der Geschichtswerkstatt in gemeinsamer Erinnerungsarbeit weiter nachgegangen werden. Nächstes Treffen ist am 11. Mai um 19:00 Uhr.
Gegen den Strom?
Historischer Salon am 4. Mai 2017: Alternativkulturen und Protestbewegungen in Neustadt vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute. Ein erster Ãœberblick.
Der kulturelle, politische und ökonomische Gegensatz zwischen der durch Ackerbürger geprägten Altstadt und der durch Industriearbeiter geprägten Landwehr ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts Bestandteil der Neustädter Stadtgeschichte. Der Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen nach 1945 veränderte die Kulturlandschaft.
Der traditionelle Rahmen der Integration über Vereine bekam in den 1950ern Risse – nicht zuletzt auch durch die Begegnung mit den Kulturen der Besatzungsmächte: Jazzclub und Jugendgangs wie „The Big Beat Boys“ sind Beispiele dafür. Die 1960er Jahre waren durch eine intensive Beatkultur der Jugendlichen geprägt, in der viele regionale Musikgruppen entstanden. Die Ursprünge des heutigen „Rock im Schloss“ gehen auf diese Bewegung zurück.
Aber auch die Revolte von 1968 erreichte mit einem Eklat am Volkstrauertag unsere Stadt. Die Presse war wochenlang ein Medium intensiver Auseinandersetzungen um das Totengedenken und die Aufarbeitung des Nationalsozialismus.
Ihren Höhe- und Endpunkt erreichte diese Entwicklung in der Gründung der „Geschwister Neustadt e.V.“ im Jahre 1972, die bis Ende der 1970er Jahre eine Teestube in den heutigen Räumen des Museumsvereins betrieben.
Die Protestbewegungen seit den 1980er Jahren unterscheiden sich von ihren „Vorgängern“: sie sind noch stärker durch Zugezogene geprägt und ausgesprochen politisch orientiert. Beispiele sind die Autonome Frauengruppe, der Arbeitskreis Regionalgeschichte, die Erwerbslosenselbsthilfe, Friedens- und Antikriegsinitiativen, Bürgerinitiativen gegen Atomkraftwerke und gegen eine geplante Giftmülldeponie an der B6, die Kulturhausinitiative, eine Telefonkette zum Schutz von Asylsuchenden gegen ausländerfeindliche Gewalt. Es gab Rocker, Ökos und Punker.
Diese Gruppen entstanden neben und teilweise in Opposition zur Politik und Kultur der offiziellen Neustädter Stadtgesellschaft. Manche lösten sich auf, und einige sind auch heute noch aktiv.
An diesem Abend soll ein erster Ãœberblick geschaffen werden. Wir freuen uns auf den Besuch von ZeitzeugInnen, bitte bringen Sie Fotos und andere Dokumente mit. Ziel ist eine Dokumentation zur Geschichte der Neustädter Alternativkultur.
Siehe flyer_neustadt_1_2017_blau
Erinnerungen an die Jugend in den 1950er Jahren
Arbeitsstreffen mit Neustädter Zeitzeugen am 13.4.2017. Gäste sind herzlich willkommen – Bilder und Dokumente dürfen mitgebracht werden!
Friedel und Heiner. Zwei Neustädter Jungs in der Nachkriegszeit.
Zeitzeugengespräch am 6.4.2017
Zwei Jungen unter der Fuchtel ihrer Mütter gehen zur Höheren Lehranstalt in Neustadt. Der eine, in fester familiärer Orientierung gebunden, geht pragmatisch seinen Bildungs- und beruflichen Weg. Der andere, nach dem Wohnort- und Schulwechsel nach Hannover, findet Gefallen am Jazz und begibt sich in eine längere Orientierungsphase des persönlichen und beruflichen Werdegangs.
1957 auf Helgoland
Neues erfahren beide als Jugendliche in der christlichen Gemeindejugend oder bei Fahrten mit den christlichen Pfadfindern. Sie erweitern ihren Horizont durch Trampen oder per Fahrradtouren ins Ausland. Der eine
tritt als junger Erwachsener beim Widerstand gegen eine Wiederaufbereitungsanlage in Lichtenhorst auf; der andere kehrt schließlich in eine dörfliche Gemeinschaft zurück, die er als Flüchtlingskind in Bordenau schätzen lernte.
Zwei unterschiedliche Lebenswege in der Zeit des „Wirtschaftswunders“ und des Umbruchs der 1960er und 1970er Jahre – mit dem Gespräch geben wir Einblicke und regen zur Vertiefung und Mitarbeit an.
Historischer Salon: flyer_neustadt_1_2017_blau