Fremde Heimat – Vertriebene in einer ländlich strukturierten Region. Erinnerungen von Ursula Ramm und Magdalena Staab. Moderation: Ingeborg Koslowski
Neustadt 11. Juni 2015 (von links: Ursula Ramm. Ingeborg Koslowski, Magdalena Staab)
Ingeborg Koslowski:
Bevor ich unser Publikum nun zur Mitdiskussion einlade, möchte ich mich bei meinen beiden Gesprächspartnerinnen bedanken. Dieser Abend sollte nicht zuletzt dazu dienen, nicht zu vergessen,
die Zeit nach dem 2. Weltkrieg, die vielen Entbehrungen, die Deutschland damals zu schultern hatte, und vor allem die großen Anstrengungen der Vertriebenen und Flüchtlinge sich eine zweite Heimat zu schaffen. Letztendlich hatten sie einen nicht geringen Anteil, an dem, was man heute das Deutsche Wirtschaftswunder nennt, um das uns die Welt beneidet. Mit ihrer Schaffenskraft haben sie auch ein neues demokratisches Deutschland, so wie es heute ist, erst ermöglicht.
Liebe Magdalena, liebe Ursula – ich bitte euch um ein kurzes Statement: Was meint ihr, ist die soziale Integration gelungen, und habt ihr die neue Heimat akzeptiert ? Fühlt ihr euch heute als wirkliche Neustädterinnen ?
Ursula Ramm:
Ich war ja 17 Jahr alt als ich nach Neustadt kam. Ich hatte noch sehr viele schöne Erinnerungen an meine Heimat, die auch die Heimat meiner Eltern und Großeltern und Urgroßeltern war. Meine Kinder sind in Neustadt geboren, die sind Neustädter. Aber ich selbst fühle mich nicht als Neustädterin. Ich bin immer noch eine aus Seidenberg, oder eben aus Niederschlesien oder aus der Oberlausitz.
Magdalena Staab:
Ich bin ganz anders groß geworden. Ich kannte Seidenberg nur noch aus den Erzählungen meiner Eltern. Und das hat mich oft verwirrt, zu hören von Leuten und Orten, die ich nicht kannte. Aber ich spürte die große Sehnsucht meiner Eltern nach dem Vergangenen. Und wir sind oft in Seidenberg gewesen, und ich finde die Landschaft wunderschön. Ich liebe schlesischen Streuselkuchen und Mohnkuchen, und den schlesischen Dialekt mag ich immer noch. Aber ich bin Neustädterin, und ich lebe hier gerne. Und besonders dankbar bin ich für das Bildungssystem, das es in Niedersachsen gab. Dass es mir über den zweiten Bildungsweg einen beruflichen Aufbau ermöglichte.
Impuls
Ingeborg Koslowski:
Ich habe eine Frage an Sie, verehrtes Publikum, das unseren Ausführungen so geduldig zugehört hat, denn wir möchten gerne mit Ihnen in Interaktion treten, uns mit Ihnen unterhalten:
Was meinen Sie, wie hat Neustadt sich verändert, nachdem innerhalb so kurzer Zeit sich die Einwohnerzahl fast verdoppelt hat.
Hat die Stadt ein neues Antlitz bekommen, in ökonomischer, sozialer oder kultureller Sicht ?
Nehmen Sie unter „info@neustadt-geschichte“, oder per Brief Kontakt zu uns auf!